CIA - Spiele hinter den Kulissen


Andreas von Bülow


Fast schon gewohnheitsmäßig nimmt die Öffentlichkeit Geheimdienste, insbesondere die CIA, über periodisch berichtete Skandale wahr. Doch beim genaueren Blick auf Jahrzehnte einschlägiger Anhörungen des amerikanischen Kongresses und der begleitenden geheimdienstkritischen Literatur öffnet sich der Blick auf eine weltweite verdeckt ansetzende Außenpolitik: Die Sonderaufgabe der CIA liegt in der verdeckten Einflussnahme auf die Politik von rund 50 für die USA wichtigsten Nationen. Dabei werden Aktionen und Akteure so verschleiert, dass weder Regierungen noch Öffentlichkeit dem Verursacher auf die Schliche kommen. Jeder Verdacht soll überzeugend dementiert und als Ausfluss paranoiden Denkens lächerlich gemacht werden können.

Bringen die amerikanischen Steuerzahler jährlich 500 Milliarden DM für die Befähigung der US-Streitkräfte auf, an jedem Ort der Erde militärisch eingreifen zu können, so schlagen weitere 60 Milliarden DM bei den rund 15 amerikanischen Geheimdiensten zubuche ( zum Vergleich: Bundesnachrichtendienst, Bundesamt für Verfassungsschutz und Militärischer Abschirmdienst erhalten knapp 2 Milliarden DM ). Wichtigster Posten ist das weltweite Abhören der Telefon, Fax, E-Mail und sonstigen Nachrichtenwege.


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Das Eindringen über Satellit in die Computer von Banken, Militär, Geheimdienst und Polizeistellen, auch befreundeter Nationen, ist Stand der Technik und gängige Praxis. Nachrichten werden Verbündeten übermittelt, allerdings nach Maßgabe amerikanischer Interessen. Zum Verständnis von Aufgabe und Methoden der CIA wird man berücksichtigen müssen, dass die USA nach 1945 auch den erwarteten globalen, brutalen, und verdeckt geführten Krieg der Geheimdienste gewinnen wollte. Rücksichten aus humanitären Gründen kamen aus westlicher Sicht nicht in Betracht. Der Krieg mit dem als skrupellos erachteten Gegner heiligte jedes Mittel. Die CIA wollte nicht nur ebenbürtig sein, sondern den KGB in Ansatz und Methode übertreffen.

Die geopolitischen Instrumente erbte der CIA aus dem Nachlass des britischen Empire. London hatte über Jahrhunderte gezeigt, wie gefährlich aufwachsende Mächte auf dem europäischen Kontinent in kriegerischen Konflikten gegenseitig klein gehalten werden konnten, um so Aufbau und Nutzung des weltumspannenden Kolonialreiches abzusichern. Es gilt das "Divide et Impera" der Römer, die Gleichung "Der Feind meines Feindes ist mein Freund", das Destabilisieren von Gesellschaften durch Spannung, Chaos, Anschläge. Ob Rebellion und Militärputsch gegen Sukarno in Indonesien, gegen Arbenz in Guatemala, gegen Papadopulos in Griechenland oder Allende in Chile, stets erkennt man eine verdeckte, demokratisch nicht legitimierte, imperiale amerikanische Außenpolitik, unvereinbar mit der amerikanischen Verfassung wie dem Regelwerk des Völkerrechts, gesteuert in der Regel von den Sicherheitsberatern der amerikanischen Präsidenten.


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Die Regierung Allende in Chile stürzte nach dreijähriger Anlaufzeit. Die Wirtschaft wurde durch Abwürgen der internationalen Bankkredite, der Entwicklungshilfe, der Ersatzteilversorgung aus den USA und durch CIA-finanzierte Streiks im Transportsystem sturmreif geschossen. Gefälschte Dokumente trieben die Streitkräfte zum Putsch. Die Regisseure schreckten Frauen mit dem Zerrbild von Christen verfolgenden und Kinder mordenden Kommunisten und fütterten Chaosmeldungen über aufgekaufte private Medien ein. Auch das verheerende Auslandsecho organisierte die CIA. Der chilenische Generalstabschef war gegen den Coup: er wurde ermordet. Als Kommandozentrale stellte der Elektronikkonzerns ITT seine örtliche Niederlassung zur Verfügung. Nach dem Putsch wurden Oppositionelle in Konzentrationslager gesteckt, gefoltert und aus Marineflugzeugen in den Atlantik gestoßen. Die Listen lieferte die CIA. Die CIA hat die erste Führungsgarnitur der Befreiungsbewegungen gestürzt, ermordet und meist durch willige Kleptokraten wie Mobutu und Suharto ersetzt, die sich oft jahrzehntelang ans Ausplündern ihrer Länder machten. Seit Jahrzehnten nutzt die CIA Untergrundarmeen, die über den geduldeten Drogenhandel sich verdeckt selbst finanzieren. Das ergaben über Jahrzehnte hinweg die Ermittlungen Alfred McCoy's zur Komplizenschaft der CIA im Globalen Drogenhandel ( The Politics of Heroin: CIA Complicity in the Global Drug Trade, 1991 ).

Ob im Kampf gegen China, in Vietnam, in Afghanistan oder Nicaragua - auch aus den Anhörungen der Kongressausschüsse zum Iran/Contra- oder auch dem BCCI-Bank-Skandal geht hervor, dass sich stets das Muster wiederholt: Flugzeuge transportieren im Auftrag der CIA auf dem Hinweg Waffen und nehmen auf dem Rückweg Drogen mit. Die Drogenfahndung wird mit Rücksicht auf die nationale Sicherheit unterbunden, die Organisierte Kriminalität finanziert über die risikolosen Traumgewinne die verdeckten CIA-Operationen. Europa, nicht zuletzt Deutschland spielt dumm- oder bösgläubig mit. Als das bayerische LKA zusammen mit dem BND russische Gangster beim Schmuggel von Plutonium vorführen wollte, spannte man zur Geschäftsanbahnung einen kolumbianischen Drogendealer ein, dem zuvor die "kontrollierte" Einfuhr von 500 kg Heroin genehmigt und die Einfuhr künftig noch größerer Rauschgiftmengen in Aussicht gestellt worden war. Ob nun Graue Wölfe oder Kurden, ob die derzeitigen Kämpfe im Kaukasus oder auf dem Balkan, stets werden die oft in die Zigtausende gehenden Kämpfer von Geheimdiensten begleitet, die als Entgelt die Duldung des Drogenhandels bieten. Das Observatoire Geopolitique Des Drogues in Paris verfolgt und berichtet monatlich über die Szene.


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Der Mord an Staatsoberhäuptern ist der CIA mittlerweile untersagt, doch gibt es Sonderwege. Zur Not ermöglichen Flugzeuge, Raketen und Cruise Missiles den Mord im Zug eines Militärschlages aus sicherer Entfernung. Wie sich aus Berichten der Washington Post, des Wall Street Journals ebenso wie aus dem Buch des Ex-Mossadagenten Ostrovsky ergab, stand der für das Attentat auf die israelischen Olympiasportler in München verantwortliche Planungschef der Terroristengruppe des Schwarzen September kurze Zeit nach der Tat bereits in Diensten teils der CIA teils des Mossad. Wem folgte die Gruppe zuvor? Um auch befreundete Regierungen und Wählerschaften auf dem Pfad antikommunistischer und proamerikanischer Tugend halten zu können, unterwanderten amerikanische Dienste radikale und terroristische Organisationen, übernahmen deren Führung, um über Attentate politische Kurskorrekturen zu erzwingen. Bei der Aufklärung der blutigen Anschläge der Roten Brigaden ebenso wie anlässlich der Entführung und Ermordung des italienischen Christdemokraten Aldo Moro haben italienische Richter dies in mühsamen Ermittlungen herausgefunden.

Terror ist inzwischen eine Industrie, deren sich die verdeckte Außenpolitik bedienen kann. Die prallen Anti-Terror-Schatullen unzähliger Geheimdienste nähren den Terroristen als In- wie Desinformanten. Die "Quellen" werden vor befreundeten Diensten geschützt, der Spuk fände sonst sein schnelles Ende. Nach Yallop, "Die Verschwörung der Lügner", wurden in die Abu-Nidal-Gruppe eingeschleuste Tunesier und Marokkaner von CIA und Mossad trainiert. Der Mossad setzte die Nidal-Gruppe im Kampf gegen friedensgeneigte Funktionäre der PLO ein. Sogar die Ermordung des amerikanischen "Achille-Lauro"-Passagiers Leon Klinghoffer durch arabische Täter soll 1985 auf Weisung des Mossad geschehen sein, wie der israelische Ex-Mossad-Agent Ari Ben-Menashe enthüllte; damit habe weltweit Empörung erzeugt werden sollen, um die Unfähigkeit der Palästinenser zum Frieden unter Beweis zu stellen. Bei den neueren Terroranschlägen auf die US-Botschaften in Afrika, beim Anschlag auf das World Trade Center in New York wie bei den Metzeleien in Algerien oder auch im Bürgerkrieg Jugoslawiens schlagen gemäß offizieller Lesart muslimische Fundamentalisten zu. In Wirklichkeit sind meist frühere Kämpfer des Afghanistankrieges am Werk, die damals im Sold der CIA gegen die Sowjetbesatzer gekämpft haben. Nicht selten stammen sie aus Dorfgemeinschaften, die erleichtert so ihre Störenfriede und Jungdelinquenten kostengünstig an die Warlords und Drogenbosse los wurden. Dort standen sie dann direkt oder indirekt im Dienste der CIA, als "Freiheitskämpfer".

Makaberer Rollenwechsel: Nun wird diese geheimdienstgesponserte Muslim-Truppe zum neuen Jahrhundertfeind der christlich-jüdischen Kultur aufgebaut als Ersatz für das so überraschend von uns gegangene Sowjetreich.


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Andreas von Bülow

siehe auch : Interview



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